[Tour] Projekt Schwarzwalddurchquerung (1/3) - Besser ein Ende mit Schmerzen als Schmerzen ohne Ende

Huzenbacher See am Morgen

22.04.2011

Nach dem anstrengenden letzten Tag, schlafe ich den Schlaf des Erschöpften. Als ich gegen 7.00 Uhr aufstehe, fühle ich mich wie ein Stock. Meine ganzen Beine schmerzen, die Schienbeine, die Fußsohlen, meine Blasen an den kleinen Zehen usw. Nur die Oberschenkel haben sich erstaunlich gut gehalten. Mühsam humple ich etwas herum, um meine müden Glieder wieder etwas gelenkiger zu machen, was mir auch leidlich gelingt. Das Wetter verspricht wieder top zu werden. Ich frühstücke schnell und packe meinen sieben Sachen zusammen. Gegen 8.30 Uhr starte ich zu den letzen 13,5km.






Die ersten Kilometer bin ich noch ganz zuversichtlich. Auf einem einsamen Pfad geht es zunächst durch den dichten Wald voran. Nach einiger Zeit stoße ich wieder auf einen breiten Forstweg, der mich bergab zur Überzwercherberg Hütte führt. Hier biege ich nach links ins Tonbachtal ab. Für den schönen Waldpfad habe ich aber keine Augen, denn der Abstieg wird für meine Füße zunehmend zur Qual.


Immer häufiger muss ich Pausen einlegen. Im Talgrund angekommen, passiere ich einen alten Salbenofen und wenig später ein schön rekonstruiertes Flößerwehr.



Am Wildpark von Baiersbronn vorbei, wandere ich lansgam talauswärts. Kurz drauf treffe ich auf die ersten zwei Wanderer, die mir entgegenkommen. Es sollten nicht die letzen sein. Und schon wieder lege ich eine Pause ein :)


An einem Brunnen mache ich mich frisch und wasche mir nach zwei Tagen erstmals wieder die Haare. Das war auch dringend notwendig, denn ab hier steigt die Zahl der Wanderer und Spaziergänger ganz beträchtlich und man will ja nicht auffallen. So ganz gelingt mir das aber nicht!


Für einige erscheine ich in meinem leicht abgerissenen Auftreten und dem schweren Rucksack auf dem Rücken wie ein Wesen vom anderen Stern. Zumindest suggerieren mir das die Blicke. Besonders abschätzig sind die der Gattung des"gemeinen rosa Poloshirt Trägers", der vermutlich im noblen Hotel Traube Tonbach abgestiegen ist und nun den Morgen nutzt um seine Lederschüchen spazieren zu führen.
Bald wechselt der Bodenbelag auf harten Asphalt. Eigentlich wollte ich ja weiter dem Seensteig bzw. der Murgleiter folgen. Allerdings wurden die beiden Wege so angelegt, dass sie wieder etwas aus dem Talgrund nach oben und in Halbhöhenlage im Wald entlang führen. Auf 100 oder mehr zusätzliche Höhenmeter habe ich allerdings keinen Bock mehr. Also begnüge ich mich damit über einen schönen Wiesenweg auf eine höher gelegene und wenig begangene Straße auszuweichen.



Diese schlängelt sich in leichtem auf und ab am Hang entlang. Inzwischen wird jede Steigung und jeder Abstieg zur Tortur. Ich quäle mich so dahin und verfolge aufmerksam jeden Meter weniger auf meinem GPS.

Im Hintergrund die Traube Tonbach, Deutschlands bestes Restaurant 

Schwarzwaldidyll zum Abschluss
Gegen 12.30 Uhr erreiche ich schließlich Baiersbronn und schleppe mich zum Bahnhof. Hier schnell die Klamotten gewechselt und etwas frisch gemacht und bald sitze ich erschöpft aber glücklich im Zug in Richtung Heimat.





Fazit:

Als Wiedereinstieg ins mehrtägige Wandern war die Tour optimal, auch wenn sie mich manchmal bis an die Belastungsgrenze gebracht hat. Zudem war es ein idealer Test für die vorhanden Ausrüstung.

Ausrüstungstechnisch haben sich:

bewährt:


  • der Osprey Exos 58 (relativ geringes Gewicht, bei gutem Komfort bis 15kg)
  • der BW Biwacksack (kein Kondensproblem, aber etwas schwer)
  • der Exped Comfort 600 (geräumig und ausreichend warm bis unter 0°C)


nicht bewährt:


  • die auf dieser Tour getesteten Quechua Arpenaz 100 von Decathlon (normalerweise trage ich zum Wandern nur Hanwag oder Lowa Schuhe). Auf kurzen Strecken noch recht bequem, erstaunlich wasserdicht und mit gutem Grip ausgestattet, sind sie für lange Touren etwas unterdämpft und ich neige darin zu Blasen an den kleinen Zehen. Aber ein Versuch war's wert, besonders bei dem Preis.
Gleichzeitig zeigt sich, dass immer noch eine Großer Spielraum in Sachen Gewichtseinsparung besteht. Im Vergleich zu dieser Tour mit ca. 12kg Gepäck + Wasser + Lebensmittel, habe ich meine Ausrüstung für ähnliche Aktivitäten inzwischen auf unter 7kg inkl. Tarptent abgespeckt. Zuhause bleiben u.a. die Montane Dyno Softshell, der Primus Express Spider (dafür MYOG Dosenkocher), die zusätzliche Alu - Tasse (Dafür Evernew Titantasse), die TNF Regenjacke (dafür kommt die Montane Lightspeed H2O Jacke mit)...

Mehr zu meinem leichtem Setup erfahrt ihr hier in naher Zukunft. 

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