[Review] Exped Comfort 600 - Drei-Jahreszeiten-Schlafsack

Die Comfort Schlafsäcke von Exped bieten - wie der Name schon vermuten lässt - mehr Platz für alle Schläfer mit größerem Raumbedürfnis oder einer kräftigeren Statur. Ideal also für alle Bauch- und Seitenschläfer, die auch mal ein Knie anwinkeln und sich im Schlafsack umdrehen wollen.

Da ich genau zu dieser Kategorie gehöre, war ich länger Zeit auf der Suche nach einem geräumigen Schlafsack, der aber in Sachen Gewicht und Wärmeleistung mit üblichen mumienförmigen Modellen konkurrenzfähig ist. Auf Grund des hohen Gewichts, schloss ich Kunstfaserschlafsäcke von vorne herein aus. Im Bereich der Daunenschlafsäcke ist das Angebot an geräumigen Modellen noch sehr überschaubar, wenngleich in den letzten Jahren einige Hersteller auf den Zug aufgesprungen sind. Neben der Exped Comfort-Line gibt es u.a. noch: den Yeti Sunrizer 800 Comfort, den Western Mountaineering Lets Move, den Kaikkialla Kolli Comfort und den Meru Lets Move Cotton. Die beiden letzteren sind jedoch mit Daunen in deutlich schlechterer Qualität ausgestattet (620 cuin).

In Sachen Gewicht, Wärmeleistung und Preis- / Leistungsverhältnis, erschien mir der Exped Comfort 600  als bester Kompromiss. 

Technische Daten:

• Form: breite Mumie
• Material Außenstoff: Texped PA35 Ripstop-Nylon
• Material Innenstoff: Texped PR46 Ripstop-Polyester
• Konstruktionsprinzip: 3-D-Multikammerkonstruktion
• Füllung: 610g Gänsedaune 90/10 (mind. 750 cuin/oz) / aktuelles Modell 840 cuin/oz!!!
• Temperaturbereich nach EN: Max: + 12°; Comfort: 0°; Limit: – 6°; Extreme: – 23°
• Größe: L, bis ca. 195 cm Körpergröße
• Länge / Schulterbreite / Fußbreite : 220cm / 89cm / 55cm
• Loft durchschnittlich 15-17cm (nachgemessen)
• Gewicht: 1130g

Weitere Details:

Der Exped Comfort 600 bietet einige nützliche Details:

• Einen Zwei-Wege-Reisverschluss mit nachtleuchtenden Zippern (selbstblockierend, um ungewolltes Öffnen zu verhindern). Sowie Einklemmschutz und eine dicke Wärmeschutzleiste gegen Wärmeverlust.

• Einen extra Reisverschluss am Fußteil. Dieses lässt sich zur besseren Belüftung somit separat öffnen bzw. kann der Schlafsack damit ganz geöffnet auch als Decke verwendet werden. Zum Schutz vor Kältebrücken, überlappen sich die beiden Reisverschlüsse deutlich. Das Fußteil ist zudem noch abgewinkelt.

• Die Kapuze lässt sich mit dem nachtleuchtenden Zipper weit zuziehen. Die Bedienung weist eine Besonderheit auf: Die untere Schnur ist rund, die obere flach geformt und beide verschiedenfarbig. So kann mann auch im Dunkeln feststellen, wo zu ziehen ist.

• Als sehr praktisch hat sich für mich die Innentasche erwiesen, in der sich gut Tempos, die Uhr und eine kleine Stirnlampe verstauen lassen.

• Der Stoff ist Kondenswasser abweisend, was bei normalen Mengen bisher auch sehr gut funktioniert hat. Nahtriegel-Verstärkungen an belasteten Punkten, Overlock-Stoffkanten und die Doppel-Verstecknaht-Technik sorgen für eine stabile Konstruktion und geringen Daunenverlust.
• An der Seite und am Fußende findet man noch Schlaufen zum Aufhängen des Schlafsacks, um in z.B. am Morgen auszulüften.
• Der Schlafsack wird mit einem wasserdichten Packsack geliefert, der über einen Rollverschluss verfügt. Das Packmaß war dann allerdings doch größer als dedacht. Durch komprimieren mit dem Knie, lässt sich das Packmaß jedoch noch beträchtlich verringern. Allerdings ist diese hohe Komprimierung auf Dauer nicht gerade förderlich für den Loft.

Schlafsack leicht komprimiert. Eine weitere Komprimierung
ist noch möglich!

• Neben dem Packsack befindet sich auch noch ein Aufbewahrungssack im Lieferumfang. Die ist aus Moskitonetzstoff und lässt sich daher als Fliegenschutz über die Kapuze oder den Kopf ziehen!

Einsatzbereich:

Der Exped Comfort 600 bietet sich als idealer Drei-Jahreszeiten-Schlafsack für alle an, die entweder aufgrund ihrer Statur oder ihrem Schlafverhalten mehr Platz im Schlafsack brauchen. Für mich als Bauch und Seitenschläfer optimal. Als Sommerschlafsack ist mir der Schlafsack aber deutlich zu warm, hier verwende ich meinen Western Mountaineering Caribou. Für den Frühlings- oder Herbsteinsatz in den gemäßigten Breiten, ist Exped allerdings optimal.
Durch die größeren Platzverhältnisse im Inneren, ist allerdings auch zu beachten, dass mehr Luft im Schlafsack erwärmt werden muss, was wiederum den Temperaturbereich (im Vergleich zu einem eng geschnittenen Schlafsack mit gleicher Füllmenge) einschränkt. Da der Schlafsack, im Gegensatz zu den Modellen anderer Hersteller, nicht komplett einförmig ist, hält sich dieser Nachteil aber in Grenzen.

Erfahrungen:

Ich habe den Schlafsack in diesem Jahr auf mehreren Touren in deutschen Mittelgebirgen verwendet und zwar in den Monaten April, Mai und Oktober. Dabei bewegten sich die Nachttemperaturen zwischen -1°C und +9°C, bei einer Höhe zwischen 600 und 900m über NN. Geschlafen habe ich in offenen Schutzhütten (jeweils im BW Biwaksack) und im Zelt (Quechua T2 Ultralight Pro). Dabei war es in der Regel klar und trocken, in den Flussniederungen aber z.T. auch feucht.
Dabei zeigte sich zunächst, dass der Schlafsack einen guten Loft hat (ca. 15-17 cm) und der vom Hersteller angegebene Temperaturbereich auch realistisch ist. In Kombination mit einem Biwaksack lassen sich zudem nochmals ca. 3-6°C herausholen.
Den Schlafkomfort habe ich als sehr gut empfunden. Das Innenmaterial ist angenehm auf der Haut und die Kapuze lässt sich weit schließen. Die Platzverhältnisse sind wie erwartet üppig und lassen auch das teilweise Anwinkeln eines Beins zu.

Durch die Größe lässt sich der Schlafsack auch gut mit einem Fleeceinlett oder einem leichten Sommerschlafsack kombinieren. Somit erhält man einen erweiterten Temperaturbereich, der bis in den Winter hinein reichen kann. Die Abbildung zeigt einen WM Caribou, der perfekt in den Exped passt, ohne dass die Daunen des Innenschlafsack zu sehr komprimiert werden.

Exped Comfort 600 und WM Caribou

Pro:

• sehr geräumig
• hochwertige Verarbeitung, angenehme Stoffe
• Temperaturbereich realistisch angegeben
• praktische Details wie z.B. separater Reisverschluss am Fußende
• wasserdichter Packsack
• Aufbewahrungssack als Moskitonetz verwendbar
• geringes Gewicht in Relation zur Größe

Contra:

• relativ großes Packmaß
• Reisverschluss klemmt gelegentlich beim Ziehen von Innen