[Tour] Projekt Schwarzwalddurchquerung (2/2) - Der Fluch des Schwarzwalds - Teil 1

Morgenstimmung am Langenbronnenweiher

07.05.2011

Erinnern wir uns noch mal was am Abend des 1. Tages geschah...

Nach kurzem Schlaf stehe ich gegen 7:30 Uhr auf. Neben an hat sich wenig geändert. "Dick" und "Dünn", die beiden älteren Herren aus England, sind schon wach und praktizieren ihr gewohntes Muster. Dick schweigt und dünn labert die ganze Zeit. Doch zunächst verziehe ich mich in den Waschraum. Wobei Waschraum die Sache nicht richtig trifft. Da nichts los ist, beziehe ich das Familienbadezimmer. Gut und gerne 25qm im Niveau eines 4 Sterne Hotels, alles neu und absolut hochwertig. Dunkles Holz, graphitfarbene Fliesen, hochwertige Armaturen, da bekommt das Thema Trekking eine ganz neue Dimension :D. Danach geht's ans Auslüften und Frühstücken. Dick und Dünn sind inzwischen weg und endlich kehrt Ruhe ein.



alles gepackt, nur das Zelt steht noch

Gegen 9:30 ist alles gepackt, schnell noch zahlen und los geht's. Leider nicht so wie gewünscht, die Blasen an meinen kleinen Zehen sind seit der letzen Tour nicht richtig verheilt und quälen mich. Zudem habe ich wieder Schmerzen in meinem linken Schienbein und wirklich wach bin ich auch nicht. Ich entschließe mich die Flinte nicht einfach ins Korn zu werfen sondern erst einmal loszugehen.
Zunächst führt mich der Weg nochmals zum Langenbronnenweiher, bevor ich mich in Richtung Oberer Zwieselberg auf mache. Das Wetter ist richtig angenehm zum Laufen und ganz langsam komme ich in Tritt. Nach einiger Zeit komme ich an der Weimerhütte vorbei. Besonders prägnant sticht mir der nagelneue Brunnen ins Auge. Beide werden auf meiner nächsten Tour noch eine wichtige Rolle spielen. Doch davon weiß ich natürlich jetzt noch nichts.
Nach einiger Zeit verlasse ich den Forstweg und biege in einen alten Holzabfuhrweg ein. Circa 50m vor mir springt plötzlich ein Marder aus dem Gebüsch und will auf dem Weg bergab. Als wir uns entdecken bleiben wir beide ruckartig stehen und beäugen uns. Jeder scheint die Situation abzuschätzen. Langsam setzen wir unseren Weg dann fort, ich bergauf, der Marder bergab mir entgegen. Fünf Meter vor mir hält der Bursche noch mal inne und weicht kurz nach links in die Büsche aus. Ihm ist die Sache dann doch nicht ganz geheuer. Wir passieren uns in etwa zwei Meter Abstand und setzen unseren Weg dann wieder in aller Ruhe fort.
Bei Punkt 855 wartet dann die Krumme-Buche-Hütte auf mich, bei der ich die erste Rast des Tages einlege. Ich merke schnell, dass ich heute den Weg nach Schiltach nicht mehr schaffen werde. Nach einem kurzen Blick in die Karte entschließe ich mich noch bis zum Weiler Oberer Zwieselberg weiterzugehen und von dort auf dem Mittelweg wieder zurück nach Freudenstadt. Nachdem es bisher nur auf Forstwegen voran ging, schwenke ich jetzt auf den Grenzweg ein, der dem ehemaligen Grenzverlauf zwischen Württemberg und Baden folgt.  In regelmäßigen Abständen tauchen hier die alten Grenzsteine im Wald auf.

Grenzstein am alten Grenzweg 


Württemberger Hirschstangen

Der Weg zieht einige Kilometer einsam durch den Wald dahin. Ausblicke gibt es jedoch keine. Erst kurz vor Oberer Zwieselberg lichtet sich der Wald und gibt den Blick auf das kleine Dorf frei. Hier muss ich mich entscheiden, weiter nach Schiltach oder zurück nach Freudenstadt. Ich entscheide mich für die zweite Alternative. Mit diesem Ort werde ich aber noch öfters Bekanntschaft machen, denn hier scheint mir, wie durch einen Fluch, der Weiterweg nach Süden versperrt zu bleiben. Aber davon weiß ich auch noch nichts.


Kurz bin ich versucht in den örtlichen Gasthof einzukehren, ziehe dann jedoch weiter. Der Weg führt zunächst ins Tal der Kleinen Kinzig bergab, die über eine alte Brücke überquert wird.

Schutzhütte und Brücke über die Kleine Kinzig 
Trinkwasserqualität

Auf der anderen Seite folgt nochmals ein strammer Gegenanstieg, der mich mit meinen schmerzenden Füßen schon genug quälen würde. Das böse Erwachen erfolgt einige Meter weiter oben. Der Weg ist wegen Forstarbeiten komplett gesperrt. Eine Umleitung gibt's es nicht. Bleiben zwei Alternativen: Entweder alles wieder zurück oder die Absperrung ignorieren. Das es inzwischen Samstag Nachmittag ist, entscheide ich mich wieder für die zweite Variante, denn ich habe absolut keine Lust alles wieder zurück zu laufen. Maschinen- oder Sägelärm ist nicht zu hören. Also schnell über die Absperrung und weiter. Doch die ganze Sache gestaltet sich als sehr mühsam. Über rund 1km Länge liegen hunderte Bäume kreuz und quer über dem Weg. Mir bleibt also nichts anderes übrig als mit dem schweren Rucksack über die Bäume drüber oder unten durch zu klettern. Der Schweiß läuft mir in Strömen und ich bin völlig fertig als ich oben angekommen bin. Das einzig Tröstliche, von nun an geht es nur noch bergab.
An der Agnesruhe lege ich noch eine letze Rast ein und mache mich ein wenig frisch. Zudem stelle ich mich mental darauf ein wieder in die Zivilisation einzutauchen, da ich bisher nicht mal eine Hand voll Menschen getroffen habe.

Schutzhütte Agnesruhe

Am Waldcafe holt mich dann der Tourismus wieder ein. Quer durch die Stadt geht's dann bis zum Bahnhof. Von hier mit der Straßenbahn dann weiter nach Baiersbronn. Bevor ich mich jedoch wieder entspannt ins Auto lümmeln darf, stehen noch zwei Kilometer Fußweg vom Bahnhof zu Parkplatz an.

Ich werde wieder kommen und versuchen den Fluch des Schwarzwalds zu besiegen!

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