Industar-69 2.8/28mm M39 an Systemkameras adaptieren



Mal wieder was neues aus der Foto-Bastelbude. Beim Industar-69 handelt es sich um ein altes manuelles Objektiv aus der ehemaligen Sowjetunion, das ursprünglich als Standardobjektiv für die russische Halbformatkamera Chaika-II gefertigt wurde. Hier habe dieses kleine Schätzchen schon einmal näher vorgestellt. In diesem Beitrag soll es daher ausschließlich um die Adaptierung gehen. Da das Industar-69 über das gleiche M39 Gewinde wie die Leica verfügt, aber ein anderes Auflagemaß, ist etwas Handarbeit angesagt.



Das wird benötigt:

  • Schraubendreher - Schlitz 1,5mm
  • Dremel o.ä. mit Schleifscheibe (grobe+mittlere Körnung)
  • Schleifpapier (grobe + mittlere Körnung), besser jedoch ein Bandschleifer
  • Lösungsmittel + Tücher um altes Fett zu entfernen (z.B. Feuerzeug- oder Waschbenzin)
  • Maschinenfett


Und so geht's:

1. Schritt:


Mit dem Schraubendreher öffnet man die drei Madenschrauben, die das Oberteil mit der Entfernungsskala halten. Dabei müssen die Schrauben nicht komplett entfernt werden, sondern nur soweit, bis sich das Oberteil nach oben abnehmen lässt.

2. Schritt:

Nach dem man das Oberteil entfernt hat, kann man die Linsengruppe mit der Blende einfach herausdrehen. Man hat dann die drei Hauptbaugruppen vor sich.


An dieser Stelle bietet es sich an, die Gewinde von alten Fettresten zu säubern. WICHTIG: Noch nicht wieder neu fetten, sonst hat man später den ganzen Metallstaub im Fett hängen und muss die Gewinde nochmals reinigen.

3. Schritt:

Nun geht's ans Eingemachte. Mit dem Schraubendreher entfernt man nun die drei Stiftschrauben im Ober bzw. Unterteil (1). Diese dienen im Normalfall als Begrenzer für den Fokusierweg und werden nicht mehr benötigt.


Mit unserem Umbau wollen wir erreichen, dass die Linsengruppe näher an den   Sensor kommt. Dafür gilt es nun den inneren Anschlagring (2) mit dem   Dremel abzuschleifen. Reich rechnerisch um genau 1,3mm (der Profi dreht das natürlich an seiner Drehbank ab)  Hier sollte man allerdings Schrittweise vorgehen und immer wieder überprüfen, ob man nicht schon genug Material entfernt hat. Dazu schraubt man einfach die Linsengruppe wieder bis zum Anschlag ins Unterteil ein und flanscht das ganze testweise an die Kamera. Wenn man auf Unendlich fokusieren kann, hat man bereits genug Material abgetragen, ansonsten muss man nochmals ran.



(damit zum Test ab an die Kamera)

4. Schritt

Lässt sich der Fokus auf Unendlich einstellen, kann man die Gewinde neu fetten und das Oberteil wieder mit den drei Madenschrauben auf dem Linsenelement befestigen. Doch STOP leider sind wir noch nicht ganz fertig. Schraubt man das Objektiv an die Kamera, so wird man in der Regel feststellen, dass es sich immer noch nicht auf Unendlich stellen lässt. Doch wo liegt der Fehler? Das Problem ist, dass das Oberteil (3) noch zu dick ist und am Unterteil anschlägt, bevor die Linsengruppe nahe genug am   Sensor ist. Also das ganze noch nicht zusammenbauen und das Oberteil ab auf den Bandschleifer. Das Oberteil (3) muss um rund 1mm abgeschliffen werden. Auch hier gilt besser Schritt für Schritt arbeiten und dazwischen wieder testen. Wer keinen Bandschleifer hat, kann hier auch mit gewöhnlichen Schleifpapier oder dem   Dremel zu Werke gehen.

So nun sind wir fertig und die drei Einzelteile können wieder zusammengefügt werden.

Vor- und Nachteile des Umbaus:

Durch den Umbau verliert das Objektiv seine Fokusierwegsbegrenzug, d.h. das Oberteil mit der Linsengruppe kann ganz heraus geschraubt werden. Dies bietet jedoch auch einen großen Vorteil, denn dadurch verringert sich auch die Naheinstellgrenze und man kann geschätzt auf 15cm ans Objekt heran.
Zudem lässt sich die Entfernungsskala nicht mehr verwenden, was aber zu verschmerzen ist, da man den Sitz des Fokus am Display bewerten kann.

Warnung:

Die hier gezeigten Schritte gelten für die Adaptierung an das Sony NEX System. Grundsätzlich sollte es bei anderen Systemkameras nicht viel anders laufen. Ich meine gelesen zu haben, dass es für MFT schon ausreicht die drei Fokusierbegrenzungsschrauben zu entfernen.
Wichtig ist auch, dass ihr den anfallenden Schleifstaub sorgsam entfernt, damit ihr ihn später nicht auf dem   Sensor hab.

fertig adaptiert

So nun viel Spaß beim Nachbauen.

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